Antisemitismus im Briefumschlag. Die „Judenfrage“ in deutscher Privatkorrespondenz der NS-Zeit

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Mit einem Vorwort von Christoph Kreutzmüller

Als Dmitri Silbermann Anfang der 1990er-Jahre aus Moskau nach Berlin kam, war er in der einstigen „Reichshauptstadt“ vielerorts mit der Vergangenheit konfrontiert. Besonders interessierte ihn, wie „einfache Deutsche“ in der NS-Zeit über die „Judenfrage“ dachten. Zeitgenössische, authentische Quellen aber, die Antworten hätten geben können, waren kaum zugänglich. Er begann, nach deutscher Feldpost und Zivilkorrespondenz zu suchen.
In diesem Band stellt Dmitri Silbermann eine Auswahl aus seiner inzwischen mehrere Zehntausend Briefe umfassenden Sammlung vor – ergänzt um Fotografien deutscher Soldaten aus den besetzten Ostgebieten. Ein kleiner Teil der Briefe seines Archivs thematisiert die Situation der jüdischen Bevölkerung. Auch Schilderungen zum Holocaust sind, selten zwar, in Soldatenbriefen in die Heimat zu finden. Kurze Bemerkungen, beiläufig erwähnte Beobachtungen, fast harmlos klingende Äußerungen über „die Juden“ offenbaren, wie scheinbar normal Antisemitismus damals war.

Dmitri Silbermann, geboren 1966 in der ehemaligen Sowjetunion, ist Informatiker und Dokumentarist. Seit über zwei Jahrzehnten erforscht er die Haltung sogenannter einfacher Menschen im Deutschland der 1930er-/1940er-Jahre zur „Judenfrage“. Wie groß war die Unterstützung für die antisemitische Politik der NS-Regierung in der Bevölkerung? Was – und wie – sprach man in Familien und im Freundeskreis über Juden? Silbermanns Hauptquelle sind private deutsche Briefkorrespondenzen – unmittelbare, unverfälschte Zeugnisse jener Jahre. Er hat Zehntausende Briefe gesammelt und ausgewertet, darunter mehrere Hundert mit Bezug auf Juden. Die meisten davon sind vorurteilsbehaftet, nur ausgesprochen selten zeugen sie von Empathie.
Dmitri Silbermann lebt und forscht in Berlin.

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