Karl Heinz Roth, Hartmut Rübner
Verdrängt – Vertagt – Zurückgewiesen
Die deutsche Reparationsschuld am Beispiel Polens und Griechenlands

„Die Sozial- und Wirtschaftshistoriker Karl Heinz Roth und Hartmut Rübner legen eine ergänzte und stark erweiterte Neufassung ihrer 2017 veröffentlichten Studie ‚Reparationsschuld. Hypotheken der deutschen Besatzungsherrschaft in Griechenland und Europa‘ vor. […] Nunmehr hat Karl Heinz Roth, der für den Darstellungsteil verantwortlich zeichnet, Polen als weiteres Beispiel für die Ausplünderung eines von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzten Landes herangezogen. […] Roth greift damit erneut in die aktuelle Reparationsdebatte ein, die in Griechenland und Polen seit einigen Jahren intensiv geführt wird und die mittlerweile auch in Deutschland nicht mehr einfach ignoriert werden kann. Darüber hinaus vergleicht er Polen und Griechenland als ‚Experimentierfelder der Okkupationspolitik‘ mit dem übrigen NS-beherrschten Europa. Dieser komparatistische Abschnitt ermöglicht vielleicht den besten Einstieg in die komplexe Materie der vorliegenden Studie. Schließlich bietet Roth eine hochdifferenzierte, gegenüber der Ausgabe von 2017 teilweise neu berechnete statistische Übersicht über das Ausmaß der Reparationsschulden im Vergleich mit den bisherigen deutschen Reparationsleistungen. Der von Hartmut Rübner besorgte Dokumententeil wurde aus Umfangsgründen diesmal nicht in die Druckfassung mit aufgenommen, sondern ist über den Verlag digital abrufbar.“
Aus der Rezension von Ahlrich Meyer, in: Historischen Zeitschrift Band 311 (2020), S. 554–556

„Deutschland hat Millionen Menschen ermordet, ihre Lebensgrundlage zerstört und ihre Kultur geplündert. Es ist [mit den bisher geleisteten Zahlungen] vergleichsweise billig davongekommen. Darum plädieren Roth und Rübner dafür, die bisher geleistete Summe zu verdoppeln, als Akt sozialer Gerechtigkeit. Das wäre ein Beitrag zum Ausgleich des europäischen Wohlstandsgefälles, dessen Ursachen zumindest teilweise im Zweiten Weltkrieg liegen. Der Vorschlag mag weltfremd wirken, aber ein gemeinsames Vorgehen der damaligen ‚kleinen Alliierten‘ insbesondere mit Russland könnte durchaus den notwendigen außenpolitischen Druck aufbauen. Besser wäre daher, darauf nicht zu warten und es nicht auf eine gerichtliche Verurteilung ankommen zu lassen, denn das delegitimiert die Formel der historischen Verantwortung, die deutsche Politiker im In- und Ausland immer wieder betonen. Anstatt also auf die ‚biologische Endlösung‘ zu warten, müsste man den vielen warmen Worten der Entschuldigung finanzielle Taten folgen lassen. Allein in Polen gibt es immer noch etwa 40 000 Menschen, die Opfer deutscher Verbrechen waren und bislang nur Almosen erhielten.“

Aus der Rezension von Stephan Lehnstaedt, in: Süddeutsche Zeitung vom 26. November 2019

Unerledigtes Thema
Karl Heinz Roth und Hartmut Rübner verteidigen die polnischen und griechischen Reparationsansprüche gegenüber der Bundesrepublik
Von Reinhard Lauterbach, in: junge Welt, 13. Juli 2020, Seite 15 / Politisches Buch