Latenter Antisemitismus? Die Kriminalisierung von Brüsseler Juden durch die belgische Ausländerpolizei (1880–1930)

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Reihe Studien zum Antisemitismus in Europa, Band 14
Herausgegeben von Werner Bergmann und Ulrich Wyrwa

Belgien galt um 1900 als eines der wenigen Länder Europas, in denen Antisemitismus nicht markant hervorgetreten ist. Und doch stellt sich die Frage, ob mit der Einwanderung vor allem osteuropäischer Jüdinnen und Juden nicht auch in Belgien ein latenter Antisemitismus Verbreitung fand. Yasmina Zian geht dieser Frage auf Grundlage von Akten der belgischen Ausländerpolizei nach. Sie konzentriert sich auf den Brüsseler Stadtteil Cureghem, in dem sich eine große Zahl von Immigranten niedergelassen hatte. Der zeitliche Rahmen ihrer Untersuchung erstreckt sich vom Beginn der Einwanderung von „Ostjuden“ in den 1880er-Jahren bis zum Ende der 1920er-Jahre. Die Analyse der Akten zeigt, dass sich die Polizei bei der Beurteilung und Behandlung von einwandernden Jüdinnen und Juden immer wieder auf negative Bilder „des Juden“ bezog. Die antisemitischen Denkmuster hatten Konsequenzen sowohl für die Praxis der Ausländerpolizei als auch für das Leben der ausländischen Juden. Yasmina Zian schlägt deshalb vor, diese Kriminalisierung von Juden als „institutionellen Rassismus“ aufzufassen, da die Ausländerpolizei ethnische Ungleichheit produzierte, die sich nicht allein aus den bewussten oder unbewussten Entscheidungen der Beamten selbst ergab.

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